Mittwoch, 17. Mai 2006

Ich habe es geahnt

Immer wieder kehrst du zurück. Immer wieder kehre ich zurück. Ich wollte meine Heimat nicht freiwillig hinter mir lassen. Denkst du noch manchmal an dein zuhause… so wie ich? Die Sehnsucht nach dir ist meine Schwester, die mich daran erinnert, wie es einst war. Wie sagtest du einst so schön? „Bei dir habe ich Anker geworfen.“ Liest du noch unsere Briefe? Schaust du noch in mein Gesicht? Ich habe jede Woche Angst davor. Ich schäme mich so sehr, dich so weggeworfen zu haben. Ich hatte noch nie solche Angst dir wieder unter die Augen zu treten. Ich weiß nicht, ob ich es jemals wieder könnte. Denn jede Schilderung deines Schmerzes würde für mich selbst den Tod bedeuten… Bald ist Jahrestag, meine Nacht, vielleicht bedeutet es eine Wende eines Zyklus’?! Was treibt mich immer wieder zurück an den Ursprung? Warum lassen sich meine Wurzeln nicht lösen? Wäre es besser, wenn ich frei wie ein Vogel fliegen könnte? Vielleicht sollte ich einfach mal zuhause bleiben und mich um mein Heim kümmern?! Dort wo meine Wurzeln schon immer waren und deren Anker sich nie lösen lässt. Vielleicht sollte ich es endlich akzeptieren und nicht meine Energie mit ständigen Fluchtversuchen schwächen. Vielleicht ist es auch einfach richtig so. Ich vertraue dir, Wyrd. Du wirst dir bei uns schon was gedacht haben. Denn ich glaube nicht, dass du unser gemeinsames Sein Urd gegeben hast, wenn dann wohl eher Verdandi und vielleicht auch schon Skuld… Ich weiß, dass du mich nie mehr in deinem Leben ertragen willst, aber ich möchte, dass du diese Zeilen von mir kennst und dass ich nun an der Reihe bin für meine Taten zu büßen. Ich büße für meine Ignoranz, für meinen Narzissmus, für meine Grausamkeit und für mein Elend, welches sich meine Seele nennt. Ich hoffe, dass ich somit für Harmonie und Einklang sorgen kann, auch wenn ich weiß, dass der Hass bestimmt noch größer wird. Doch der, den ich deswegen für mich hege, wird niemals übertroffen werden.

Mi alma para ti